FREIBURG. Für Studierende ist es fast eine Selbstverständlichkeit: Viele verbringen einen Teil ihres Studiums im Ausland. Auszubildende in Betrieben nutzen diese Gelegenheit deutlich seltener – dabei gibt es auch für sie spezielle Fördermöglichkeiten. Leon Kälble (20), angehender Elektroniker, hat mit dem Programm „Go for Europe“ in einem Betrieb auf Malta vier Wochen Auslandserfahrungen gesammelt. Mitten in der Corona-Pandemie war das etwas anders als üblich, aber dennoch eine sehr wertvolle Erfahrung, berichtet er.

Inzwischen ist Leon Kälble wieder in Freiburg zurück, an seinem angestammten Arbeitsplatz bei der Firma Z-LASER. Bei dem Laserquellen-Hersteller macht er eine Ausbildung zum „Elektroniker Geräte und Systeme“ – und verbringt viel Zeit damit, unter dem Mikroskop winzig kleine Bauteile zusammenzulöten. Ganz anders auf Malta: Dort war er für einen Betrieb tätig, der auf Alarmanlagen spezialisiert ist. Gemeinsam mit seinem Chef sei er von Kunde zu Kunde gefahren und habe vor allem Elektrokabel verlegt. „Mehr so die klassische Elektrikertätigkeit“, erzählt Leon Kälble: „Sowas habe ich vorher noch nie gemacht.“ Und es war noch vieles anders: Gearbeitet hat der 20-Jährige für einen Ein-Mann-Betrieb – seine Ausbildungsfirma in Freiburg hat rund 150 Mitarbeiter. Und dann war da natürlich die fremde Sprache. Auf Malta wird viel englisch gesprochen. Damit habe die Verständigung ganz gut geklappt, berichtet Leon Kälble – vor allem nach dem Sprachkurs in der ersten Woche, der Teil des Austauschprogramms ist. Zweite Sprache auf der Mittelmeerinsel, die zwischen Sizilien und Nordafrika liegt, ist maltesisch. „Das klingt sehr arabisch“, erzählt Leon Kälble. Einzelne Wörter wie „Guten Tag“ habe er gelernt, ansonsten musste er passen – zum Beispiel bei Gesprächen zwischen seinem Chef und den Kunden.

Auch wenn das Tätigkeitsfeld für Leon Kälble völlig neu war: „Die Arbeit hat mir Spaß gemacht“, sagt er. Und durch den Außendienst habe er zudem viel von der Insel gesehen. Durch die Fahrten zu den Kunden ist dem 20-Jährigen der maltesische Verkehr nachhaltig im Gedächtnis geblieben: „Da geht es viel ruppiger zu als bei uns.“

Die Menschen auf Malta habe er als sehr aufgeschlossen erlebt, berichtet Leon Kälble. Leider konnte er – wegen Corona – nicht in einer Gastfamilie wohnen: „Da hätte man sicherlich noch mehr mitgekriegt.“ Stattdessen hat er sich mit anderen „Go for Europe“-Teilnehmern eine Unterkunft geteilt. Ansonsten habe Corona die üblichen Einschränkungen mit sich gebracht, aber insgesamt den Auslandsaufenthalt nicht sehr beeinträchtigt. Eine neue Erfahrung war für den 20-Jährigen, der noch bei seinen Eltern lebt, auf sich alleine gestellt zu sein und in einem fremden Land zurechtkommen zu müssen. Das habe ihn persönlich weitergebracht, meint er. Und auch beruflich sei die Zeit sehr wertvoll gewesen und habe den Horizont erweitert: „Ich würde das jedem empfehlen.“ Er selbst habe sich für das Programm beworben, weil er überlege, später im Ausland zu arbeiten.

 

Das Projekt „Go for Europe“ vermittelt Auslandspraktika für Azubis aus Baden-Württemberg, von Freiburg aus wird der Austausch der gewerblich-technischen Berufe koordiniert. „Go for Europe“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Baden-Württembergischen Handwerkstags, des Industrie- und Handelskammertags und des Verbands der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg. Finanzielle Unterstützung kommt vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau und vom Europäischen Sozialfonds. Dadurch ist ein Großteil der Kosten gedeckt. Die Teilnehmer müssen lediglich einen Eigenanteil von einigen hundert Euro übernehmen, der je nach Land unterschiedlich hoch ausfällt. Interessierte müssen sich für einen Platz bewerben, Schulnoten sind nicht ausschlaggebend. Weitere Informationen unter www.goforeurope.de. jlb

Von Jelka Louisa Beule